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Demographie und Krebsbehandlung- neue Ideen gesucht

Verantwortlicher Autor: Lydia Budiner Berlin, 28.06.2019, 14:35 Uhr
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Wie sieht die Versorgung von Krebspatienten zukünftig aus?
Wie sieht die Versorgung von Krebspatienten zukünftig aus?  Bild: Lydia Budiner

Berlin [ENA] Als Folge von demografischem Wandel und medizinischem Fortschritt werden die Anforderungen an die Krebsversorgung in Deutschland bis 2025 deutlich steigen. Auch die Art der Patientenversorgung in der Fläche wird sich verändern (müssen). Wie kann die Patientenversorgung der Zukunft aussehen?

Das Statistische Bundesamt hat gerade Daten zum Stand der Bevölkerung und Prognosen zu deren Entwicklung in Deutschland veröffentlicht. Die Bevölkerung Deutschlands ist im Jahr 2018 um 227 000 Personen (+0,3 %) gewachsen. Zum Jahresende 2018 lebten damit 83,0 Millionen Menschen in Deutschland. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) weiter mitteilt, hat die Bevölkerungszahl damit erstmals die Marke von 83 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern überschritten.

Das Statistische Bundesamt hat gerade Daten zum Stand der Bevölkerung und Prognosen zu deren Entwicklung in Deutschland veröffentlicht. Die Bevölkerung Deutschlands ist im Jahr 2018 um 227 000 Personen (+0,3 %) gewachsen. Zum Jahresende 2018 lebten damit 83,0 Millionen Menschen in Deutschland. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) weiter mitteilt, hat die Bevölkerungszahl damit erstmals die Marke von 83 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern überschritten. Die Bevölkerungsentwicklung verlief regional unterschiedlich.

In absoluten Zahlen stieg die Bevölkerungszahl am stärksten in Bayern (+79 500), gefolgt von Baden-Württemberg (+46 100) und Berlin (+31 300). Prozentual hatten Berlin (+0,9 %), Bayern und Hamburg (jeweils +0,6 %) die höchsten Zuwächse. Dagegen ging die Bevölkerungszahl in Sachsen-Anhalt (-14 800 oder -0,7 %), Thüringen (-8 100 oder -0,4 %) und im Saarland (-3 700 oder -0,4 %) zurück. Ein Ost-West-Gefälle bleibt sichtbar: Die Bevölkerungszahl stieg in allen westlichen Ländern mit Ausnahme des Saarlands an. Insgesamt nahm die Bevölkerung im früheren Bundesgebiet (ohne Berlin) um 215 300 Personen zu (+0,3 %).

In absoluten Zahlen stieg die Bevölkerungszahl am stärksten in Bayern (+79 500), gefolgt von Baden-Württemberg (+46 100) und Berlin (+31 300). Prozentual hatten Berlin (+0,9 %), Bayern und Hamburg (jeweils +0,6 %) die höchsten Zuwächse. Dagegen ging die Bevölkerungszahl in Sachsen-Anhalt (-14 800 oder -0,7 %), Thüringen (-8 100 oder -0,4 %) und im Saarland (-3 700 oder -0,4 %) zurück. Ein Ost-West-Gefälle bleibt sichtbar: Die Bevölkerungszahl stieg in allen westlichen Ländern mit Ausnahme des Saarlands an. Insgesamt nahm die Bevölkerung im früheren Bundesgebiet (ohne Berlin) um 215 300 Personen zu (+0,3 %).

In den neuen Bundesländern verzeichnete lediglich Brandenburg einen Zuwachs (+7 900 oder +0,3 %), in den anderen Ländern war die Bevölkerungszahl rückläufig oder nahezu konstant. Insgesamt nahm die Bevölkerung der neuen Bundesländer (ohne Berlin) um 19 800 Personen (-0,2 %) leicht ab. Zusätzliche legte die DGHO zum zweiten Mal eine wissenschaftlich fundierte Abschätzung des künftigen Versorgungsbedarfs in der Onkologie Ende Mai während des Hauptstadtkongress Medizin & Gesundheit in Berlin vor (Band 14 der Gesundheitspolitischen Schriftenreihe „Deutschlandweite Prognose der bevölkerungsbezogenen Morbiditätserwartung für häufige Krebserkrankungen. Auswirkungen auf die Versorgung“) vor.

Wie bei der ersten Auflage im Jahr 2013 wurde die wissenschaftliche Analyse vom Institut für Community Medicine der Universitätsmedizin Greifswald (Direktor: Prof. Dr. med. Wolfgang Hoffmann) erstellt, der diese Studie im Detail während einer Pressekonferenz im Rahmen des Hauptstadtkongresses in Berlin im Mai 2019 vorstellte. Der 14. Band der Gesundheitspolitischen Schriftenreihe der DGHO „Deutschlandweite Prognose der bevölkerungsbezogenen Morbiditätserwartung für häufige Krebserkrankungen. Auswirkungen auf die Versorgung” kann in der DGHO-Geschäftsstelle bestellt oder im Internet heruntergeladen werden unter: https://www.dgho.de/publikationen/schriftenreihen/demografischer-wandel

Altersassoziierte Tumore werden häufiger

Mit Blick auf die häufigsten bösartigen Tumorerkrankungen lassen sich auf Basis dieser Daten unter anderem folgende Prognosen formulieren: • Die Zahl der Krebsneuerkrankungen wird zwischen 2014 und 2025 voraussichtlich um etwa 10 Prozent auf dann über 520.000 pro Jahr zunehmen. • Den stärksten Zuwachs an Patientenzahlen zeigen Krebsentitäten, die im Alter häufig sind: Bei Männern der Prostatakrebs, bei Frauen der Brustkrebs. • Die höchsten relativen Zuwachsraten werden für Männer beim Harnblasenkrebs, für Frauen beim Magen- und Bauchspeicheldrüsenkrebs erwartet. • Die 10-Jahresprävalenz von Krebserkrankungen nimmt zwischen 2014 und 2025 deutlich zu, und zwar um etwa 8 Prozent auf fast 3 Millionen Patientinnen und Patienten.

• Mit der demografischen Alterung steigt die Zahl der Patientinnen und Patienten, die neben Krebs an mindestens einer weiteren chronischen Erkrankung leiden. Das Gutachten analysiert die Zahlen von Krebspatientinnen und -patienten, die zusätzlich an Diabetes mellitus, chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD), koronarer Herzkrankheit, Adipositas, Niereninsuffizienz oder an Demenz leiden.

„Bei diesen Zahlen ist zu berücksichtigen, dass mögliche Effekte von Screening-Maßnahmen und auch denkbare Verbesserungen der Therapie in den kommenden Jahren in der Hochrechnung nicht berücksichtigt sind“, erläuterte Hoffmann. „Wenn Krebserkrankungen in zehn Jahren früher erkannt und besser behandelt werden können als heute, dann könnte die tatsächliche Häufigkeit der Erkrankungen im Jahr 2025 höher liegen als in der rein demografiebasierten Hochrechnung.“ Umgekehrt könnten Erfolge bei der Prävention dazu führen, dass bösartige Erkrankungen frühzeitiger erkannt und erfolgreicher behandelt und damit evtl. mit geringerer Sterblichkeit einhergehen könnten.

Versorgungsstrukturen auf dem Land müssen angepasst werden

Die Ergebnisse der Studie von DGHO und Institut für Community Medicine der Universitätsmedizin Greifswald sind nicht zuletzt vor dem Hintergrund zu sehen, dass Spezialistinnen und Spezialisten für die Versorgung von Krebserkrankten weiterhin dünn gesät sind. Zwar ist die Anzahl von Ärztinnen und Ärzten mit der Qualifikation Innere Medizin mit Schwerpunkt Hämatologie und Onkologie zwischen 2014 und 2018 von 2.213 auf 2.650 gestiegen, und auch die Zusatzweiterbildungen Medikamentöse Tumortherapie sind um etwa 800 angestiegen. Gleichzeitig steht die deutsche Ärzteschaft aber vor einer starken Ruhestandswelle.

Deren Auswirkungen auf die Zahl der Ärztinnen und Ärzte, die Krebserkrankte versorgen, und damit auf die Krebsversorgung insgesamt, sich bisher noch schwer abschätzen lassen. „Klar ist, dass der Bedarf an Spezialistinnen und Spezialisten durch die steigenden Erkrankungszahlen und die zunehmend komplexeren Therapien in den nächsten Jahren steigen wird. Wir müssen in Deutschland Versorgungsstrukturen schaffen, die es erlauben, die Kompetenz der spezialisierten Zentren in der Fläche verfügbar zu machen, wenn wir nicht riskieren wollen, dass ganze Landstriche oder alte Menschen bei der Krebsversorgung abgehängt werden“, betonte Prof. Dr. med. Maike de Wit von der Arbeitsgemeinschaft der Hämatologen und Onkologen im Krankenhaus e. V. (ADHOK).

Dies erscheint insbesondere deswegen erforderlich, weil die DGHO-Studie zeigt, dass überproportional viele ältere Menschen – und damit auch Krebspatientinnen und -patienten – in den ländlichen Regionen leben werden. Die DGHO hebt hervor, dass es sinnvoll sei vor diesem Hintergrund unter anderem mehr Möglichkeiten für die Delegation ärztlicher Leistungen z.B. an Personal mit entsprechenden Zusatzqualifikationen zu schaffen – ein Revival der Gemeindeschwester etwa – nur moderner. Sie regt auch an mehr Anstrengungen in Richtung einer Implementierung Medizinischer Versorgungszentren (MVZ) auch an kommunalen Krankenhäusern zu unternehmen

Dies sollte jedoch kritisch betrachtet werden. Viele MVZ sind schon heute Wirtschaftsunternehmen, die unter rein wirtschaftlichen und Gewinnmaximierungs- Gesichtspunkten betrieben werden und bei denen somit der Patient auf der Strecke bleibt. Zwar hatten sich vor Jahren die MVZ als Retter der Arzt und Zahnarzt leeren Landstriche verkauft und so viel Zustimmung erhalten. Fakt ist aber auch, dass die MVZ derzeit sich vor allem in den lukrativen und ohnehin schon hart umkämpften, dicht besiedelten Gebieten tummeln und großzügig Sitze aufkaufen. Für eine Versorgung in der Fläche fehlt diesen Unternehmen schlicht das (wirtschaftliche) Interesse.

Hier könnte evtl. durch neue Versorgungsstrukturen Abhilfe geschaffen werden. Was wäre wenn die Kommunen im Besitz von Kassensitzen wären und die Strukturen für die Versorgung bereit halten bzw. die Kassensitze zur Rente an die KV zurückgegeben werden müssten und somit junge Ärzte nicht mehr veraltete Praxen zu überteuerten Preisen übernehmen müssten? Was wäre , wenn die Kommunen Einreichtung vorhalten und Ärzte diese günstig überlassen würden ? Was wäre mit Gemeindeschwestern und Einbezug neuer Technologien in die Patientenversorgung? Was wäre mit einer guten Versorgung mit Internet – flächendeckend- damit Telemedizin ergänzend möglich würde?

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