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Gesunde Ernährung auch im Alter

Verantwortlicher Autor: L.Budiner Berlin, 12.01.2020, 16:16 Uhr
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Ernährung ist ein Genuss
Ernährung ist ein Genuss  Bild: L.Budiner

Berlin [ENA] Die Grüne Woche macht wieder deutlich, was für eine wichtige Rolle unsere Ernährung für uns spielt. Ernährung ist Genuss, Gemeinsamkeit, Gespräch – kurz ein gesellschaftliches Ereignis im Beruf, in der Familie, in jedem Alter. Ernährung ist Religion, eine Frage des Glaubens. In jedem Alter.

Die Grüne Woche macht wieder deutlich, was für eine wichtige Rolle unsere Ernährung für uns spielt. Ernährung ist Genuss, Gemeinsamkeit, Gespräch – kurz ein gesellschaftliches Ereignis im Beruf, in der Familie, in jedem Alter. Ernährung ist Religion, eine Frage des Glaubens. Der demographische Wandel und die Errungenschaften der Medizin führen dazu, dass der Anteil an Alten an der Gesamtbevölkerung steigt.

Ernährung ist Genuss, Gemeinsamkeit, Gespräch – kurz ein gesellschaftliches Ereignis im Beruf, in der Familie, in jedem Alter. Ernährung ist Religion, eine Frage des Glaubens. Der demographische Wandel und die Errungenschaften der Medizin führen dazu, dass der Anteil an Alten an der Gesamtbevölkerung steigt. Doch wie kann eine gesunde Ernährung im Alter aussehen? Was ist im Alter anders als bei jungen Menschen zu beachten?

Senioren in Deutschland

Grundsätzlich ist Altern kein einheitlicher Prozess. Dass kalendarische Alter, das dem Personalausweis zu entnehmen ist, sagt nur wenig über das tatsächliche biologische Alter einer Person aus. Dennoch gibt es ein paar grundlegende physische und psychische Veränderungen im Lebensverlauf, die sich so analog bei allen Personen im Alterungsprozess zeigen. Wir verbinden meist den Eintritt in die Rentenphase mit Seniorität und Alter. Die WHO (World Health Organisation) definiert und unterscheidet: ältere Menschen (60- 75 Jahre); Alte (75-90 Jahre), Hochbetragte (>90 Jahre) und Langlebige (100 und mehr Jahre). Wir sprechen hier von älteren und alten Menschen ab 65 Jahren.

Die Zahl der 65-Jährigen und Älteren ist in Deutschland seit 1991 von 12 Millionen auf 17,9 Millionen im Jahr 2018 deutlich gestiegen, wie die Erhebungen des statistischen Bundesamtes zeigen. Dabei hat sich auch die Struktur dieser Gruppe verändert, insbesondere hinsichtlich der Geschlechterverteilung. Während es 1991 in Deutschland 7,9 Millionen Frauen gegenüber 4,1 Millionen Männer ab 65 Jahren gab und damit der Frauenanteil damals bei 66 % lag; wuchs die Anzahl der älteren Männer in den letzten Jahren erheblich auf 7,8 Millionen im Jahr 2018 an. Mit 10,1 Millionen bilden die Frauen auch heute noch die Mehrzahl älterer Menschen. Ihr Anteil an allen Älteren ist dabei jedoch auf 56 % gesunken.

Wie Leben alte Menschen in Deutschland?

Wie oben bereits erwähnt: Essen ist nicht zur Nahrungsaufnahme, sondern auch ein gesellschaftliches Ereignis, Genuss und Religion. Doch wieviel Gemeinschaft erleben alte Menschen noch im Alltag? Einige Anhaltspunkte geben die Daten des statistischen Bundesamtes. 2018 gab es gut 41,4 Millionen Privathaushalte in Deutschland. In rund einem Drittel (31 %) dieser Haushalte lebte laut Ergebnissen des Mikrozensus mindestens eine Person ab 65 Jahren. Dabei war fast die Hälfte dieser Haushalte (48 %) Zweipersonenhaushalte und nahezu die zweite Hälfte mit 46 % Einpersonenhaushalte, welche aus lediglich einer älteren Person bestanden. Lediglich 6 % der Haushalte, in denen mindestens ein älterer Mensch ab 65 Jahren lebte, bestand mind. 3 Personen.

Ausschließlich ältere Menschen ab 65 Jahren leben 2018 in 25 % aller Privathaushalte. Darin enthalten sind natürlich auch die zuvor erwähnten Einpersonenhaushalte mit lediglich einer älteren Person.Haushalte, die hochbetagte Menschen ab 85 Jahren beherbergen, sind zu 64% Einpersonenhaushalte. Der Anteil an Haushalten mit zwei Personen, von denen mindestens eine 85 Jahre oder älter ist, macht nur ca. 31 % aus, wohingegen der Anteil an Haushalten mit drei oder mehr Personen auch hier bei rund 6 % lag.

Mehrgenerationenhäuser und -wohnen gibt es in der Realität wenig. Nur in 13 % der Haushalte mit Personen ab 65 Jahren lebten zwei Generationen zusammen. Drei oder mehr Generationen (also z.B. ältere Menschen mit ihren Kindern und Schwiegerkindern sowie Enkelkindern) gab es nur in 3 % der Haushalte. Die Einsamkeit nimmt also mit zunehmendem Alter zu. Viele Menschen wollen oder können nicht allein kochen, haben keine Freude mehr an der Nahrungsaufnahme, weil die soziale Komponente des Essens fehlt.

Ernährung - was ist anders im Alter?

Essen ist nicht nur die simple Nahrungsaufnahme sondern ein soziales Ereignis. Wer allein Essen muss verliert manchmal die Lust daran. Hinzu kommt, dass der Geruchs- und Geschmackssinn im Alter abnehmen – das Geschmacksfeuerwerk bleibt also aus, der Genuss wird geringer. Zusammen mit einer verminderten Empfindlichkeit für Hunger und Durst und einem reduzierten Energiebedarf, Schluckstörungen (sog. Dysphagie oft auftretend nach Schlaganfall, bei Parkinson und bei Demenz), Depressionen, werden Essen und Trinken eher zu einer Pflichtübung, die mit Genuss nicht mehr viel gemein hat.

Da viele ältere Patienten unter Krankheiten leiden und Medikamente zur Behandlung einnehmen, können auch Medikamentennebenwirkungen die Nahrungsaufnahme beeinträchtigen. Es kann z.B. aufgrund der dauerhaften Einnahme von Schmerzmitteln zu Entzündungen der Magenschleimhaut und anderen Erkrankungen des Gastro-Intestinal-Traktes kommen, die zu Appetitlosigkeit führen. Eine unzureichende Mundhygiene (auch weil z.B. Patienten mit Rheuma diese einfach nicht mehr ausreichend selbst durchführen können), Infektionen im Mundraum, Zahnverlust Funktionseinschränkungen des Kiefergelenkes und unzureichende zahnärztliche Versorgung können eine Nahrungsaufnahme ebenfalls behindern.

Hinzu kommt noch, dass der Stoffwechsel älterer Menschen sich verändert. Mit zunehmendem Alter nimmt die Muskelmasse ab und der Fettanteil zu. Die Funktion der Magenwand und anderer Organe, wie der Leber (über die viele Medikamente abgebaut werden) ist reduziert, der Körper kann selbst immer weniger Vitamin D bilden, der Stoffwechsel und die Verdauung verlangsamen sich (oft als Darmträgheit beschrieben). Trotz Verlangsamung der Darmpassage der Nahrung kommt es zur Aufnahme von weniger Nährstoffen, was dann zur Mangelernährung führen kann. Denn mit zunehmendem Alter kann es zu Erkrankungen kommen, die die Aufnahme von Nährstoffen im Darm reduzieren (Malabsorbtion) und zu einer unzureichenden Verdauung (Maldigestion) führen können.

Altersabhängige verringerte Durchblutung, Entzündungen, erhöhte Anwendung von nichtsteroidalen Entzündungshemmern oder verringerte Salzsäureproduktion im Magen beeinflussen das Verdauungsepithel und können vermehrt sowohl zu Verstopfungen (Obstipation) als auch zu Durchfällen und Resorptionsdefekten (z.B. verringerte Aufnahme von Mineralien (Zn, Fe, Ca, Se, Mn, Cr) und Vitaminen (Folsäure, Vitamin B12, fettlösliche Vitamine) führen.

Mangelernährung- fast jeder 2te Senior leidet darunter

Unter einer Mangelernährung versteht man ein Ungleichgewicht zwischen Nahrungsaufnahme und Nahrungsbedarf, d.h. eine defizitäre Energie- und/oder Nährstoffversorgung mit ungünstigen klinischen Konsequenzen. Im Alter tritt sie meist als Unterernährung auf. Es kann aber auch ein Mangel an bestimmten Nährstoffen (Vitaminen oder Spurenelementen etc.) zu einer Mangelernährung führen. Mangelernährung tritt in höherem Lebensalter häufiger auf. Je nach untersuchter Studienpopulation konnte das Auftreten von Mangelernährung bei 16 % bis zu über 50% der Senioren beobachtet werden.

Die Ursachen dafür sind vielfältig und sind oben bereits beschrieben worden. Soziale Faktoren (z.B. Vereinsamung), physiologische Behinderungen der Nahrungsaufnahme, Medikamentennebenwirkungen, Reduktion des Geschmacks- und Geruchssinns, Appetitverlust, Verminderte Nährstoffaufnahme während der Darmpassage aufgrund des geänderten Stoffwechsels um nur einige zu nennen. Zudem ist auch die Entgiftung des Körpers in der Leber durch deren eingeschränkte Funktion reduziert, Hepatitis und Fettleber treten häufiger auf und Arzneimittel werden schlechter über die Leber abgebaut.

Die Diagnose erfolgt aufgrund von klinischen und Laborparametern. Klinisch fällt bei Senioren häufig zunächst ein niedriger BMI < 20 kg/m² (Body-Mass-Index) auf, d.h. der Patient ist eher dünn. Ein weiterer Indikator für Mangelernährung ist, dass in den 3 vergangenen Monaten > 5% Gewicht oder innerhalb der letzten 6 Monate <10 % Gewicht verloren wurde. War zudem die Nahrungszufuhr in der letzten Woche vor Untersuchung vermindert oder ist der Senior schwer erkrankt – so sollte (auch wenn nur einer dieser Faktoren zutrifft) eine genauere Untersuchung und Beobachtung des Senioren erfolgen. Ergänzend können Auffälligkeiten durch ein Ernährungsassessment (dafür gibt es spezielle Methoden z.B. Mini nutritional Assessment) kontrolliert werden.

Laboruntersuchungen zeigen dann neben Daten für die Mineralien und Vitamine u.a. bei Mangelernährung eine Serumalbuminkonzentration von < 3,5g/dl. Serumalbumin hat eine lange Halbwertzeit von 21 Tagen und kann so einen Aufschluss über den längerfristigen Ernährungszustand geben. Durch Messungen von Präalbumin oder Retinol-bindendem Globulin können auch kurzfristige Änderungen des Ernährungszustandes festgestellt werden. Albumin, Präalbumin, Transferrin, Hämoglobin, Cholesterin und die Lymphozytenzahl geben Hinweise auf Protein- und Kalorienmangel.

Welche Empfehlungen für eine gesunde Ernährung gibt es?

Generell stimmen die Empfehlungen für eine ausgewogene Ernährung für Senioren weitestgehend mit denen, die die Deutsche Gesellschaft für Ernährung auch für alle anderen Erwachsenen aufgestellt hat überein (siehe dazu auch www.dge.de ). Allerdings sind die Anforderungen an den Energiegehalt der Nahrung aufgrund eines geänderten Stoffwechsels bei Senioren geringer, der Bedarf an Nährstoffen (z.B. Mineralstoffe und Vitamine) erhöht.

Zunächst bleiben somit die 10 Regeln der DGE „Vollwertig essen und trinken“ (www.dge.de/10regeln) die Basis einer ausgewogenen Ernährung aller Altersgruppen (1. Lebensmittelvielfalt geniessen; 2. Gemüse und Obst – nimm „5 am Tag“; 3. Vollkorn wählen; 4. Mit tierischen Lebensmitteln die Auswahl ergänzen; 5. Gesundheitsfördernde Fette nutzen; 6 Zucker und Salz einsparen; 7. Am besten Wasser trinken; 8. Schonend zubereiten; 9. Achtsam essen und geniessen; 10. Auf das Gewicht achten und in Bewegung bleiben).

In einigen Fällen kommt es aufgrund von organischen /physiologischen Faktoren zu einer Behinderung der Nahrungsaufnahme oder dem Verlust des „Genusses“ beim Essen. Faktoren dieser Art wären u.a. Probleme mit dem Gebiss, Infektionen im Mundraum, Schluckbeschwerden oder Schluckstörungen = Dysphagie (treten häufig in Verbindung mit der Parkinson-Erkrankung, einem Schlaganfall oder Demenz auf). Hier kann ein Besuch beim Zahnarzt und eine bessere Mundhygiene bzw. Hilfestellungen bei der Mundhygiene hilfreich sein und die Ursachen für eine Gewichtsabnahme wirksam beseitigen.

Dem abnehmenden Geruchs- und Geschmackssinn und der Verringerung der Hunger- und Durstempflichlichkeit kann man durch den stärkeren Gebrauch von Gewürzen (nicht jedoch Salz oder Zucker) und durch Eigenkontrolle z.B. in Form eines Ernährungstagebuches und durch Erfassung der Trinkmengen entgegenwirken. Untersuchungen belegen, dass bei Personen ab 65 Jahren eine kritische Versorgung mit Vitamin D, Folat sowie Calcium oft vorliegt.

Da die Syntheserate für Vitamin D mit zunehmendem Alter rückläufig ist, reicht der Spaziergang an der Sonne im Alter nicht mehr aus, um den Vitamin D Bedarf ( ist u.a. enthalten in fettem Fisch z.B. Hering, Makrele; Leber, Margarine, Eiern) zu decken, daher kann eine Vitamin D Einnahme hilfreich sein und zusammen mit calciumhaltigen Nahrungsmitteln (z.B. Käse, Milch, Milchprodukte, Gemüse wie Brokkoli) einer Osteoporose vorbeugen.

Bei beobachteten Mangel an Eisen (u.a.enthalten in Leber, Blutwurst, Vollkornbrot, Spinat, Erbsen, Bohnen und Champignons – allerdings liegt die Bioverfügbarkeit von Eisen in tierischen Lebensmitteln bei 20-30%, in pflanzlichen nur bei 1-10%) und Folat/Folsäure (u.a. in Obst und grünem Gemüse, Vollkornbrot, Getreidekörnern, Eiern), Vitamin B12 (enthalten in Fleisch, Fisch, Milch und Milchprodukten; Eiern), Vitamin C ( u.a. in verschiedenem Obst und Gemüse) und Wasser, den man durch entsprechende Nahrung, sowie ausreichend Trinken von Wasser nicht ausgleichen kann. sind Nahrungsergänzungsmittel eine Alternative.

Bewegung ist wichtig, um gesund zu bleiben. Ziel vermehrter körperlicher Aktivität wie auch einfaches Spazierengehen ist ein erfolgreiches Altern, d.h. Erhalt der behinderungs- und krankheitsfreien aktiven Lebenserwartung, bzw. der Zeit, die der Mensch subjektiv als gesund erlebt. Ein Ausdauertraining von 30 Minuten täglich trägt bei älteren Menschen zur Prävention von z.B. kardiovaskulären Erkrankungen, Diabetes mellitus Typ 2 und Osteoporose bei; in Verbindung mit Koordinationsübungen wirkt es sich auch positiv auf die Gehirnfunktion aus. Wie es im Volksmund so schön heißt: „Sich regen bringt Segen“. Eine gute Möglichkeit gleich jetzt zum Jahresanfang zu beginnen.

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