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Waldbaden - 50 Shades of Green

Verantwortlicher Autor: Lydia Budiner Hohen Neuendorf/OT Borgsdorf, 31.08.2023, 16:57 Uhr
Presse-Ressort von: Abgehakt Bericht 5596x gelesen
Waldbaden- 50 shades of green
Waldbaden- 50 shades of green  Bild: Lydia Budiner

Hohen Neuendorf/OT Borgsdorf [ENA] Längst ist es wissenschaftlich erwiesen, dass der Aufenthalt im Wald zur Verbesserung der Gesundheit messbar beiträgt. Waldbaden ist ein Konzept, das in Japan entwickelt wurde und in Deutschland immer beliebter wird. Die Japaner nennen es Shinrin Yoku.

Waldbaden ist ein Konzept, das in Japan entwickelt wurde und in Deutschland immer beliebter wird. Es bedeutet “Baden im Wald” und bezieht sich auf einen bewussten Aufenthalt im Wald, der der mentalen und körperlichen Gesundheit dient und das Bewusstsein für die Bedeutung der Natur und insbesondere des Waldes stärken soll. Längst ist es wissenschaftlich erwiesen, dass der Aufenthalt im Wald zur Verbesserung der Gesundheit messbar beiträgt.

Menschen und Wald - eine uralte Geschichte

Ursprünglich bedeckten Wälder Deutschland. Menschen lebten mit, in und vom Wald. Wald war Quelle für Nahrung, Baustoff, Energielieferant, Weideland für Vieh und ermöglichte durch den Bau von Schiffen erst die Entdeckung neuer Kontinente und Handelspartner. Holz war ein Motor unserer Entwicklung und Grundlage für allen Wohlstand. Noch heute schützt der Wald unsere Lebensgrundlagen durch seine Nutz-, Schutz- und Erholungsfunktionen. Er versorgt uns mit Holz, bewahrt uns vor Naturgefahren wie Lawinen und Hochwasser, ist Arbeitsplatz für viele Menschen und zeitgleich ein beliebter Ort für Freizeitgestaltung und Erholung.

Heute gehört Deutschland zu den waldreichsten Ländern der Europäischen Union. Mit einer Fläche von 11,4 Millionen Hektar Wald ist knapp ein Drittel unseres Landes von Wald bedeckt. Die Wälder beheimaten so viele Pflanzen- und Tierarten wie kaum andere Ökosysteme und spielen als natürliche Kohlenstoffsenken und Wasserspeicher eine zentrale Rolle für den Klimaschutz. Für den Menschen sind sie eine wichtige Rohstoffquelle für Nahrung-, Energieerzeugung, Holz- und Papierindustrie. Vor allem ärmere Leute schliefen noch bis weit ins 20. Jahrhundert hinein auf Bettlaub aus den Wäldern.(https://www.wsl.ch/de/wald/bewirtschaftung-und-waldfunktionen/historische-waldnutzung.html ).

Die Deutschen haben ein sehr enges Verhältnis zum Wald und viele germanische Gottheiten und Mythen ranken sich auch um den Wald, wie auch viele der Märchen der Gebrüder Grimm. Wald war also schon immer sehr wichtig. Mensch und Wald haben eine lange gemeinsame Geschichte – und mit zunehmender Industrialisierung schwand nicht nur der Wald, sondern entfernte sich auch der Mensch vom Wald und der Natur. In jüngerer Zeit suchen die Menschen wieder nach der Nähe zur Natur – gerade in Stresssituationen. Denn ganz tief in uns drin wissen wir, dass der Wald und die Natur uns gut tun, uns gesund erhalten. Daher laden bundesweit mehr als 574.000 Kilometer Waldwege zum Wandern ein. Mehr als zwei Milliarden Waldbesuche in Deutschland jährlich.

Waldbaden - (k)ein neuer Trend

Bewegung im Wald ist seit jeher eine häufige Freizeitbeschäftigung. Vermutlich war Goethe einer der ersten dokumentierten Waldbadenden, denn er schreibt: „Ich ging im Walde /So vor mich hin, /Und nichts zu suchen,/Das war mein Sinn.“ Der französische Schriftsteller Jean Giono zeichnete in seinen Werken ebenfalls ein Bild von Waldbadenden. Er beschreibt in seiner Kurzgeschichte wie der Wald selbst ( „wir verbrachten den ganzen Tag damit, dass wir schweigend im Wald herumgingen“), wie auch das Waldbaden bzw. lange Waldspaziergänge eine wohltuende Wirkung entfalten können. Giono selbst hatte nach seinem Dienst im Ersten Weltkrieg zur Natur zurückgefunden.

Kafka schrieb: „In den Wäldern sind Dinge, über die nachzudenken man jahrelang im Moos liegen könnte.“ Somit ist "Waldbaden" nichts Neues, allein die Bezeichnung ist neu und die Wissenschaft dahinter. Den Begriff „Waldbaden“ prägten die Japanern, bei denen dies „Shinrin Yoku“ genannt wird. Beim Waldbaden geht es um Achtsamkeit und um die Wahrnehmung des Waldes mit allen Sinnen. Es ist ein gemütliches Schlendern ohne Termindruck, ein Eintauchen in den Wald, das Riechen des würzig-holzigen Geruches, ein Lauschen auf das Rauschen der Blätter und Knacken der Zweige, das bewusste Atmen der sauerstoffreichen und sauberen Luft, das Beobachten der Pflanzen und Tiere im Wald. Die Farbe Grün hat eine beruhigende Wirkung auf den Betrachter.

Grün kann Entspannung bieten und mit seinen sanften und friedlichen Untertönen beruhigen. Die Farbe Grün stärkt Konzentration und Kreativität und soll die Toleranz fördern. Einige Mediziner behaupten sogar, dass Grün heilende Kräfte besitzt. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Wirkung von Grüntönen je nach Farbton und Kontext variieren kann. Im Allgemeinen ist Grün jedoch eine Farbe, die mit Natur, Ruhe und Gelassenheit assoziiert wird, und der Aufenthalt in grünen Räumen kann sich positiv auf unsere geistige und körperliche Gesundheit auswirken.

Beim Schlendern durch den Wald darf man immer wieder verweilen. Immer wieder darf man sich auf dem Weg im Wald eine Pause gönnen, kann stehen bleiben, sich hinsetzen oder -legen und sich in den Anblick eines Baumes, die Farben des Waldes oder in den Geruch des Waldes vertiefen, oder den warmen Sonnenstrahl auf der Haut spüren, ruhen und rasten. Zur Dauer des Waldbadens gibt es keine klaren Vorschriften – mindestens sollten es für einen guten Erholungswert jedoch so ca. 90 Minuten sein – oder mehr – wobei man in dieser Zeit keine langen Strecken , sondern nicht mehr als ein bis drei Kilometer zurücklegt.

Das Konzept „Waldbaden“ wurde in Japan in den 1990-er Jahren zur Wissenschaft weiterentwickelt und erfreut sich nun auch in Deutschland wachsender Beliebtheit. Es bedeutet “Baden im Wald” und bezieht sich auf einen bewussten Aufenthalt im Wald, der der mentalen und körperlichen Gesundheit dient und das Bewusstsein für die Bedeutung der Natur und insbesondere des Waldes stärken soll. Krankenkassen und Umweltverbände geben mittlerweile Empfehlungen zum Waldbaden heraus (siehe: Waldbaden: Gesundheitsvorsorge in der Natur - NABU; Waldbaden: Wie geht das? (aok.de))

Es gibt viele Möglichkeiten, Waldbaden in den Alltag zu integrieren. Einige Tipps sind: • Bewusstes Erleben: Konzentrieren Sie sich auf Ihre Sinne und nehmen Sie bewusst die Geräusche, Gerüche und Farben des Waldes wahr. • Langsamkeit: Nehmen Sie sich Zeit und gehen Sie langsam durch den Wald. • Achtsamkeit: Versuchen Sie, achtsam zu sein und im Moment zu leben. • Entspannung: Nutzen Sie den Aufenthalt im Wald als Gelegenheit zur Entspannung.

Wie wirkt Waldbaden?

Der Frage, warum und ob der Wald wirklich mehr kann als Wellness, ging der Japaner Yoshifumi Miyazaki als einer der ersten mit wissenschaftlichen Mitteln auf den Grund. Der Medizin-Professor, der sich seit den 1990er-Jahren auf Wald-Therapie spezialisiert hat, führte in Zusammenarbeit mit dem Center for Environment, Health and Field Science an der Universität Chiba Experimente mit 756 Probanden durch.

Mittlerweile existieren vielfältige wissenschaftliche Untersuchungen zum Thema „Wirkung von Waldbaden“. Die aktuelle Literatur belegt die umfassenden gesundheitlichen Vorteile des Kontakts mit der Natur und grünen Umgebungen für den Menschen. In aktuellen Übersichtsarbeiten ist die empirische Forschung zu den physiologischen und psychologischen Auswirkungen von Shinrin-Yoku (oder Waldbaden) beleuchtet worden. (Hansen MM, Jones R, Tocchini K. Shinrin-Yoku (Forest Bathing) and Nature Therapy: A State-of-the-Art Review. Int J Environ Res Public Health. 2017 Jul 28;14(8):851. doi: 10.3390/ijerph14080851. PMID: 28788101; PMCID: PMC5580555.)

Waldbaden entfaltet insbesondere bei Schlafstörungen, depressiven Gedanken, psychischen Belastungen oder der Aufmerksamkeitsstörung ADHS wohltuende Wirkung. Wer Details zu den wissenschaftlichen Studien zur Wirkung des Waldbadens nachschlagen möchte, dem sei u.a. die deutsche Ausgabe des Buches von Yoshifumi Miyazaki (2018): „Shrinrin Yoku – Heilsames Waldbaden“ erschienen im Irsiana Verlag oder von Dr. Qing Li (2018): Shinrin-Yoku- The art and science of forest-bathing“, Verlagsruppe Penguin Random House UK, empfohlen.

Ausgewählte Studien berichten über eine positive Auswirkung auf körperlichen Parameter, einschließlich der Senkung des Blutdrucks und der Herzfrequenz sowie Verbesserungen der kardiopulmonalen und neurochemischen Parameter. Günstige Veränderungen wurden auch im psychologischen Bereich festgestellt, mit Verbesserungen bei Depressionen, Stresslevelreduktion und der Verbesserung der Lebensqualität. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Waldspaziergänge eine wichtige Rolle bei der Förderung der körperlichen und geistigen Gesundheit.(Kotera, Y., Richardson, M. & Sheffield, D. Effects of Shinrin-Yoku (Forest Bathing) and Nature Therapy on Mental Health: a Systematic Review and Meta-analysis. Int J Ment Health Addiction 20, 337–361 (2022).

Ausgewählte Studien berichten über eine positive Auswirkung auf körperlichen Parameter, einschließlich der Senkung des Blutdrucks und der Herzfrequenz sowie Verbesserungen der kardiopulmonalen und neurochemischen Parameter. Günstige Veränderungen wurden auch im psychologischen Bereich festgestellt, mit Verbesserungen bei Depressionen, Stresslevelreduktion und der Verbesserung der Lebensqualität. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Waldspaziergänge eine wichtige Rolle bei der Förderung der körperlichen und geistigen Gesundheit.(Kotera, Y., Richardson, M. & Sheffield, D. Effects of Shinrin-Yoku (Forest Bathing) and Nature Therapy on Mental Health: a Systematic Review and Meta-analysis. Int J Ment Health Addiction 20, 337–361 (2022).

gesunder und kranker (älterer) Menschen spielen können. (Piva, Giovanni, Caruso, Lorenzo, Gómez, Alberto Cruz, Calzolari, Marta, Visintin, Emilio Paolo, Davoli, Pietromaria, Manfredini, Fabio, Storari, Alda, Spinozzi, Paola and Lamberti, Nicola. "Effects of forest walking on physical and mental health in elderly populations: a systematic review" Reviews on Environmental Health, 2022. https://doi.org/10.1515/reveh-2022-0093)

Einige der Vorteile des Waldbadens sind: • Senkung des Stresshormonspiegels: Ein Aufenthalt im Wald kann dazu beitragen, den Cortisolspiegel im Blut zu senken, was zu einer Reduzierung von Stress und Angstzuständen führen kann. • Stärkung des Immunsystems: Die Phytonzide, die von Bäumen abgegeben werden, können das Immunsystem stärken und die Anzahl der natürlichen Killerzellen erhöhen, die für die Bekämpfung von Viren und Krebszellen verantwortlich sind. • Verbesserung der Stimmung: Ein Spaziergang im Wald kann dazu beitragen, die Stimmung zu verbessern und das allgemeine Wohlbefinden zu steigern. • Verbesserung der Schlafqualität: Waldbaden kann dazu beitragen, die Schlafqualität zu verbessern und Schlafstörungen zu reduziere. •

Senkung des Blutdrucks: Ein Aufenthalt im Wald kann dazu beitragen, den Blutdruck zu senken und das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu reduzieren . Eine Studie, die in Scientific Reports veröffentlicht wurde, zeigt, dass bereits 120 Minuten pro Woche im Freien verbrachte Zeit positive Auswirkungen auf die Gesundheit haben kann. Die Forscher fanden heraus, dass die Vorteile bei 200 bis 300 Minuten pro Woche am höchsten sind.

„Bäume sind Gedichte, die die Erde in den Himmel schreibt“ (Khalil Gibran) „Der Wald ist Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft- Wald ist beständiger Wandel und Leben im Lauf der Zeit“ Wer mehr über Waldbaden erfahren möchte, oder einmal selbst Waldbaden ausprobieren möchte -www.waldbaden-akademie.de (https://www.netzwerk-waldbaden.com/postleitzahl-1/) oder unter www.naturcoach-online.de bzw. www.coaching-by-nature.expert.

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